– Ein Gastbeitrag von Torsten Weigel
Torsten Weigel ist erprobter Outdoor Abenteurer und zertifizierter TAM-Trainer.
Ihn treibt der Wunsch an, mehr über unseren Planeten und seine Bewohner:innen zu erfahren. Als National-Geographic-Buchautor hat er mehr als 50 Länder erkundet und Expeditionen geleitet und dabei gelernt, zu beobachten und Dinge auf den Punkt zu bringen.
In Impulsvorträgen und Trainings – wie unserer Business-Trainer Ausbildung – vermittelt er komplexe Erkenntnisse und verbindet dabei seine Erfahrungen aus der Outdoor- und der Wirtschaftswelt miteinander. Seine Spezialgebiete sind Führungskräftetrainings, Teambuilding und die Förderung individueller Ressourcen.
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Tian-Shan-Gebirge, Kirgistan. Sechs winzige Gestalten bewegen sich vorsichtig über einen riesigen Gletscher auf 6000 Meter Höhe. Dann halten sie inne. Abbruch oder weitergehen? Wolken haben sich aufgetürmt, Wind frischt auf, die Gruppe ist still geworden. Es liegt Spannung in der Luft. Eine Entscheidung muss her. Schnell im Entschluss und sorgfältig in der Überlegung.
Mein Name ist Torsten Weigel und ich bin beides: Abenteurer und Business-Trainer. In diesem Artikel möchte ich die Brücke zwischen Outdoor Abenteuer und Wirtschaftswelt schlagen und dabei die sich aufdrängende Frage beantworten, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt.
In einer Welt, in der Wandel, Nachhaltigkeit und „modernes Führen“ längst zu zentralen Themen geworden sind, ist es unerlässlich, das eigene Verhalten auf den Prüfstand zu stellen. Genauso ist es auf Expeditionen – wer langfristig überleben will, der kommt nicht umhin, sich mit den eigenen Entscheidungen bewusst zu beschäftigen. Immer wieder aufs Neue. Ein Prozess in Endlosschleife, der nicht immer angenehm, aber dafür umso bedeutender ist.
Ferner lassen sich auf Expeditionen Verhaltensweisen in zugespitzter Form erleben. Denn sprichwörtlich fällt das „Make-Up“ aller Beteiligten ab, sofern diese eine gewisse Zeit in der Natur unterwegs sind. Je anspruchsvoller die Tour ist, desto weniger Raum bleibt für Versteckspiel und Maskeraden. Die Erlebnisse auf diesen Trips sind daher so intensiv wie wertvoll.
Kurzum: die Outdoor- und Wirtschaftswelt hängen enger zusammen, als es auf den ersten Blick vielleicht scheinen mag. Im Folgenden möchte ich sechs Themenblöcke ansprechen, die gleichermaßen Anregung zu Aktion, Reflexion und Diskussion sein sollen.
Wie kann ich die Teilnehmer:innen einer Expedition dazu animieren, mitten in der Nacht aufzustehen, um einen Gletscher zu überqueren, bei strömenden Regen weiterzugehen und immer wieder den inneren Schweinehund zu überwinden?
Eine Antwort steht im Mittelpunkt: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ziehen mit, weil WIR die gleiche Vision haben, dasselbe Ziel erreichen wollen. Aus meiner Sicht ist es nie vertane Zeit, die Gruppe (die Mitarbeitenden) auf ein gemeinsames Ziel einzustimmen. Jeder sollte dabei wissen, was er tut und warum er es tut. Nur wer weiß, warum er morgens aufsteht und das auch gerne macht, der wird gute Leistungen bringen. Im Umkehrschluss kann diese Transparenz auch dazu führen, dass ein:e Expeditionsteilnehmer:in im Vorfeld erkennt, dass die Tour nichts für sie oder ihn ist. Lieber eine frühe Erkenntnis, als ein spätes Drama… Weitere Schlüsselworte hierbei sind Kommunikation und Motivation.
Egal ob als Expeditionsleiter oder als Führungskraft – wer führt, der sollte mit gutem Beispiel vorangehen! Damit eine Expedition gelingt ist es zwingend notwendig, dass der oder die Expeditionsleiter:in mit anpackt, offen für Änderungen ist und seine oder ihre Energie der Gruppe zur Verfügung stellt. Tut er oder sie das nicht, wird die Expedition wahrscheinlich scheitern.
Vor diesem Hintergrund war ich sehr verblüfft, als ich mich vor einigen Jahren erstmals mit der Wirtschaftswelt auseinandersetzte und erstaunt feststellen musste, dass diese Einstellung dort eher Ausnahme als Selbstverständlichkeit ist. Dabei gehe ich fest davon aus, dass im Zuge des New-Work-Trends auch die Rolle der Führungskraft stärker in den Fokus rücken wird. Wir brauchen Macher:innen und Querdenker:innen, vor allem aber Menschen, die mit Leidenschaft und Herzblut das leben, was sie von anderen einfordern.
Weißt du, welche Bäume am Wegesrand zur Arbeit stehen, welche Körperhaltung deine Kolleg:innen einnehmen, wenn sie in Eile sind? Und in welcher Stimmlage spricht dich eigentlich deine Chefin oder dein Chef an, wenn eine besondere Aufgabe auf dich wartet?
Du hast auf alle drei Fragen klare Antworten? Herzlichen Glückwunsch, du bist ein Meister des Beobachtens und Zuhörens! Falls dem nicht so ist – keine Bange, du teilst dir dieses Potentialfeld mit den meisten Menschen. Aus meinem Erleben heraus ist es dabei so unabdingbar wie knifflig, alle Antennen auf Empfang zu stellen. Und das in einer Zeit, in der uns in den sozialen Medien flächendeckend Egozentrik vorgelebt wird. Wir tun gut daran, damit zu brechen und das feine Radar – das wir Menschen durchaus haben – verstärkt zu trainieren.
Dieser Punkt ist für mich gleichermaßen die Königsdisziplin und unabdingbare Grundlage für nachhaltigen Erfolg. Ich bin davon überzeugt, dass es für die persönliche Entwicklung eminent wichtig ist, die eigenen Stärken, Schwächen und Verführbarkeiten möglichst genau zu kennen.
Bevor ich zu Klettertouren aufbreche stelle ich mir etwa immer wieder die folgenden Fragen: Was muss ich können? Was kann ich? Bin ich gut genug? So sehr mir diese Fragen oft genug schonungslos die Grenzen aufzeigen, so sehr sind sie meine Lebensversicherung. Ich trage einige Narben am Körper, die aus einer Zeit stammen, in der ich es mit Selbstkenntnis und Realitätsabgleich nicht besonders genau genommen habe. Manche Klettertouren ohne Seil hätten auch anders ausgehen können… und auch ohne Narben – in der Wirtschaft sind die Konsequenzen vielleicht auf den ersten Blick weniger gut sichtbar, aber mit Sicherheit nicht weniger wichtig. Demut tut gut.
Apropos beobachten. Ich stelle fest – und nehme mich dabei nicht aus – dass es uns Menschen immer schwerer fällt, bewusst im Moment zu sein. Vor allem im Berufsalltag überlagern sich dutzende Gedankenströme zu einem verworrenen Geflecht. Das ist so nachvollziehbar, wie schade. Ferner bin ich davon überzeugt, dass hierin ein großer Hebel für Glück und mentale Klarheit besteht.
Draußen in der Natur fällt es vielen Menschen übrigens leichter, den Mantel des Alltäglichen abzustreifen und sich auf das Hier und Jetzt einzulassen. Dabei lassen sich Ansätze trainieren, welche die Achtsamkeit auf eine neue Stufe heben. In diesem Sinne – lasst uns gerne zusammen rausgehen! Wie wäre es etwa mit einer Nacht im Wald oder einer Klettertour!?
Mit der letzten Anregung möchte ich eine Klammer ziehen. Denn tatsächlich sind es große Themenblöcke, die sich hinter den fünf vorherigen Anregungen verbergen. Jeder einzelne Aspekt bietet dabei aber auch die Chance, in die Lernzone zu gelangen. Die Lernzone schließt sich der Komfortzone an, in der wir es uns gerne gemütlich machen. Das ist vollkommen okay, solange die Komfortzone kein Käfig der Bequemlichkeit wird, der Fortschritt verhindert.
Ich will keinesfalls verleugnen, dass der Gang in die Lernzone nicht auch Entbehrungen und Unsicherheit mit sich bringt. Allerdings: das Verlassen der Komfortzone kann auch Spaß machen! Sucht euch Mentor:innen, Coaches oder Akademien, die euch auf eurem Weg begleiten! Es ist wichtiger denn je, genau jetzt verlässliche Partner zu finden, die uns beim lebenslangen Lernen unterstützen und dabei für klare Werte stehen. Viel Spaß auf dieser Reise!
Zurück in die Berge, auf den Gletscher in Kirgistan. Wir haben die Tour an dieser Stelle abgebrochen. Eine schwierige Entscheidung, nach zwei Jahren Vorbereitung und einem großen Investment an Zeit und Geld. Aber im Gebirge gilt: den zweiten Berg interessiert es nicht, welchen Berg du vorher bestiegen hast. Am Tag X muss alles stimmen, damit der Gipfelerfolg gefeiert werden kann. In diesem Sinne ist es auf Outdoor Abenteuern genau so wie in der Wirtschaft: es ist ein Marathon und kein 100-Meter-Sprint. Aber alle Erfahrungen und Investments in uns selber – dazu gehören explizit auch Misserfolge und Fehler – zahlen auf ein Konto ein welches uns dabei hilft, im entscheidenden Moment den entscheidenden Schritt machen zu können.
– Torsten Weigel
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