Vulnerable Leadership, Empathie und moderne Führungskompetenzen sind zentrale Themenbereiche der heutigen Führungsforschung. Dass es als Führungskraft entscheidend ist, eine starke Unternehmenskultur aufzubauen und sicherzustellen, dass die Mitarbeitenden zufrieden und engagiert sind, ist in Zeiten von Fachkräftemangel und New Work-Bewegung mittlerweile bekannt.
Doch auch wenn das "Was" klar ist: der Knackpunkt ist meistens das "Wie".
In diesem Artikel erfährst du, welche drei Aspekte Executive-Search-Experte Marc Schonagen für Executives und Leader am wichtigsten findet und wie du diese Bereiche als Führungskraft ausbilden kannst!
Neben den vielen verschiedenen Aspekten, die häufig in Bezug auf erfolgreiche Führung genannt werden, ist Verletzlichkeit eine der am häufigsten ignorierten. Deshalb haben wir mit jemandem gesprochen, der nicht nur zu genau diesem Thema geforscht hat, sondern auch eine Vita aufweisen kann, die seine Theorien praktisch untermauert. Egal ob als Heineken’s Global HR Transformation Director, als Vice President HR bei Shell und Hertz oder in seiner jetzigen Rolle als Partner beim Executive Search Dienstleister Boardlink - Marc Schonagen kennt die Herausforderungen, die moderne Team- und Unternehmensführung mit sich bringt.
In seiner Rolle bei Boardlink ist es seine Aufgabe, die Bedürfnisse von Managementteams, insbesondere bei der Besetzung von CEOs, CFOs und CHROs zu unterstützen und damit Unternehmen dabei zu helfen, mit erstklassigen Führungskräften das nächste Level zu erreichen.
Das erste Mal begegneten wir Marc in einer Gastvorlesung in Amsterdam und waren sofort gefesselt von seinen Forschungen und beruflichen Erfahrungen.
Ein Punkt, der uns besonders interessierte, war das Thema “Vulnerable Leadership", also "Verletzlichkeit in der Führung” – ein Aspekt moderner Führung, der, genauso wie Führung in der Krise, in der modernen Geschäftswelt leider immer noch oft übersehen wird.
Angeregt von Marcs Learnings kamen wir nach seinem Talk ins Gespräch und vereinbarten ein Interview mit ihm, sodass wir das Thema "Leadership & Vulnerability" etwas genauer unter die Lupe nehmen konnten:
Was macht richtig gute C-Level Executives aus? "Die Frage nach diesem Geheimnis stellen sich viele und die Antwort dazu liegt bei einem selbst", sagt Marc. Seine Erfahrung im Top-Management in globalen Großkonzernen und in der Executive Search zeigen: Es geht um Vulnerabilität, Empathie und soziale Verantwortung. Aber was bedeutet es, diese Kompetenzen als Führungskraft zu besitzen und wie kann man sie stärken?
"Im Laufe meiner Karriere war ich immer dann erfolgreich, wenn ich mich verletzlich gezeigt habe - und das, obwohl meine Forschungsergebnisse gezeigt haben, dass viele Verletzlichkeit negativ sehen." erläuterte Marc, mit einer gewissen Leidenschaft, die seine Überzeugung von der Bedeutung dieses Themas unterstreicht. Man merkt ihm die ansteckende Begeisterung an, mit der er sichergehen will, dass wir dieser Erkenntnis in unserem Interview genug Raum geben werden. "Es geht darum zu wissen, wer man ist und was man will und damit eine besondere Atmosphäre von Vertrauen und Verbundenheit im Team zu schaffen.“
Und er hat Recht. Tatsächlich zeigen zahlreiche Forschungsergebnisse, wie zum Beispiel eine Studie von Brené Brown aus dem Jahr 2006, dass Führungskräfte, die ihre Verletzlichkeit zeigen, ehrlicher und authentischer wirken und somit als vertrauenswürdiger wahrgenommen werden.
„Um sich verletzlich zu zeigen, erfordert es ein besonderes Selbstbewusstsein und Selbstreflexion von Führungskräften“ räumt Marc ein, „denn nur, wenn man in der Lage ist, sich selbst besser kennenzulernen, seine eigenen Stärken und Schwächen zu akzeptieren und zu kommunizieren, kann man auch andere dabei unterstützen.“
„Das wichtigste ist eine offene Feedbackkultur!“ Eine Aussage, die im Verlauf des Gesprächs mit Marc immer wieder fällt. "Bei Boardlink setzen wir in unserer Consulting-Praxis deshalb regelmäßig 720-Grad-Feedbacks ein“. Bei 720-Grad-Feedbacks handelt es sich um eine Erweiterung des bekannteren 360-Grad-Feedbacks, bei der zusätzlich Familienmitglieder oder Personen außerhalb der Arbeitsumgebung in den Feedback-Prozess eingebunden werden. Dieser Feedback-Typ bietet eine persönlichere Perspektive und hat einen stärkeren Einfluss als das alleinige Feedback von Teammitgliedern.
Doch Feedback-Praktiken mit Work-Life-Blending sind nicht die einzige Methode, die Marc an diesem Tag mit an den Tisch bringt. Da neben Fremd- besonders die Selbstreflexion ein wichtiger Schritt zu mehr offener Verletzlichkeit ist, sollten Top-Level Executives hierfür das gesamte Hirnpotenzial nutzen. Und das geht laut Marc am besten mit der Methode des "Reflektiven Zeichnens". „Es geht darum, verschiedene Bereiche des Gehirns anzusprechen und den rationalen und emotionalen Teil zu trennen, um ein tieferes Verständnis für sich selbst und andere zu entwickeln.“
Marc fängt an, uns von einem kürzlich begleiteten Führungskräftetraining zu berichten: „Die Aufgabe lautete wie folgt: Fertige eine Zeichnung über das, was du im Kopf, im Bauch und im Herzen, bezogen auf die Arbeit, aber auch dein Privatleben, spürst. Und dann machten wir es noch aufregender, das Ganze sollte aus der Vergangenheits- und dann aus der Zukunftsperspektive gemalt werden.“
Während wir schon darüber grübeln, wie wir wohl eine solche Zeichnung aussehen lassen würden, erzählt Marc weiter: „Normalerweise sind die ersten 15-20 Minuten reine Panik, denn jede:r ist der Meinung, er oder sie könne nicht zeichnen, aber danach zieht es alle in den Bann und was dann am Ende der Übung rauskommt, war bisher jedes Mal wunderschön, inspirierend und öffnend. Und das Besondere ist, dass die Bilder jedes Mal so individuell und unterschiedlich sind.“ Als wir Marc fragen, wie er diese Erfahrung selbst erlebt hat, antwortet er: „Wenn ich zeichne, dann denke ich anders!“
Auch in der Forschung ist dieses Phänomen bekannt. Zeichnen kann die kognitive Funktion verbessern, Stress abbauen und die Kreativität steigern, zeigen unzählige Studien, wie die von Jackie Andrade (2010), oder eine Studie von Van Meter & Garner (2005). Im Team und in der Führung hilft das Zeichnen dabei, Emotionen auszudrücken, die mit Worten schwer zu beschreiben sind.
Dass diese Art der transparenten Verletzlichkeit einiges an Mut braucht, liegt auf der Hand.
Neben der Selbstreflexion während des Zeichnens kann durch das Teilen mit dem eigenen Team die persönliche Verbindung, tieferes Vertrauen sowie Empathie gestärkt werden.
“Es geht darum, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen und darauf einzugehen – das ist essenziell für Führungskräfte” erklärt Marc. Und tatsächlich zeigen auch hier aktuelle Forschungsergebnisse: empathische Führungskräfte besitzen ein höheres Maß an psychologischem Kapital und eine höhere Resilienz, was dazu beitragen kann, Stress besser zu bewältigen, bessere Entscheidungen zu treffen und in schwierigen Situationen das Team durch die raue See führen zu können (Luthans, Youssef, & Avolio, 2007; Ciaramicoli, 2016).
Dass Empathie auch eine positive Auswirkung auf das Unternehmen hat, zeigt eine Studie des DDI Global Leadership Forecast aus dem Jahr 2018. Die Ergebnisse zeigen, dass empathische Führungskräfte eine höhere Mitarbeitendenzufriedenheit und eine geringere Mitarbeitendenfluktuation aufweisen, sowie bessere Ergebnisse und höhere Umsätze für das Unternehmen erzielen.
Um die eigene Empathiefähigkeit zu stärken ist es hilfreich Empathie, als Konzept zu verstehen, wobei das Modell von Daniel Goleman helfen kann.
Dabei wird Empathie auf drei Ebenen definiert:
Neben bekannten Achtsamkeitsübungen gibt es weitere effektive Methoden, um diese Ebenen und die Empathiefähigkeit auszubilden. Eine davon ist das Nutzen von sogenannten Empathie-Karten. Es werden unterschiedliche Situationen, in denen Mitarbeitende, Kunden und Kundinnen oder Kollegen und Kolleginnen verschiedene Emotionen zeigen, aufgeschrieben und in einem Stapel zusammengemischt. Danach wird eine Karte aus dem Stapel gezogen und es soll versucht werden, sich in diese Situation hineinzuversetzen. Diese Übung kann Führungskräften helfen, ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse und Perspektiven ihrer Mitarbeitenden, Kunden und Kundinnen zu entwickeln. Eine in Gruppen gut durchführbare Methode sind Rollenspiele von Mitarbeitendengesprächen, wie wir sie in der TAM auch in unserer TAM Executive Leadership Ausbildung und der TAM Leadership Ausbildung nutzen. Dabei beobachten wir regelmäßig den Effekt, dass die praxisnahe Gestaltung der Rollenspiele und die Perspektivwechsel zur Stärkung der Empathiefähigkeit von Führungskräften beitragen.
"Führungskräfte müssen ein Glaubenssystem haben, das über die Optimierung von Gewinnen hinausgeht. Wir müssen mutiger und größer denken, als nur an die Erfüllung unserer KPIs zu denken und die 'Macht' nutzen, um etwas zu tun, was anderen zugutekommt. In der modernen Führung geht es um eine Vision und Werte.” hebt Marc zum Schluss noch hervor. “In der heutigen Arbeitswelt ist das Verständnis darüber wichtig, dass Führungskräfte eine soziale Verantwortung gegenüber ihren Stakeholdern und nicht nur gegenüber ihren Shareholdern haben.”
"Heute wissen wir sogar, dass es den Unternehmen, die ihren Purpose und ihre Werte priorisieren, besser geht als denen, die sich hauptsächlich auf Gewinne konzentrieren." fügt Marc hinzu. Eine ausgeprägte soziale Verantwortung kreiert eine positive Arbeitsatmosphäre, welche wiederum das Engagement und die Motivation der Mitarbeitenden fördert (Quinn & Thakor, 2018). Gartenberg, Prat und Searfeim fanden 2019 zusätzlich heraus, dass Unternehmen mit einem starken, gemeinsamen Zweck erfolgreicher sind und finanziell bessere Leistungen zeigen.
Und die eine Superpower einer modernen Führungskraft? "Die kommt aus dem Inneren. Es geht darum, sich selbst zu kennen, sich weiterzuentwickeln, am eigenen Selbstbewusstsein zu arbeiten und dabei immer offenen für neue Erkenntnisse und kontinuierliches Lernen zu bleiben."
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